Westfälisches Gespräch zur Sicherheit im Maßregelvollzug

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von links: Gerhard Stauff, LWL-Landesrat Tilmann Hollweg, Martina Knaut, Stephen Paul, Dr. Thomas Reinbold, MdL Susanne Schneider, Prof. Dr. Dieter Seifert, LWL-Landesrätin Judith Pirscher

Münster/Westfalen-Lippe. Bei den „Westfälischen Gesprächen“ informieren sich Kommunalpolitiker aus ganz Westfalen-Lippe auf Einladung der FDP-FW-Fraktion der Landschaftsversammlung über aktuelle Themen aus erster Hand. Auch in diesem Jahr bestand wieder reichlich Gelegenheit zum Austausch von Erfahrungen und Meinungen.

Gesprächsthema war die Sicherheit im Maßregelvollzug, also die forensische Psychiatrie für seelisch kranke und suchtabhängige Straftäter. FDP-FW-Fraktionsvorsitzender Stephen Paul konnte dazu rund 40 interessierte Teilnehmer im LWL-Landeshaus in Münster begrüßen. Darunter auch die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion von Nordrhein-Westfalen, Susanne Schneider, und LWL-Baudezernentin Judith Pirscher. Das „Westfälische Gespräch“ wurde von Dr. Thomas Reinbold, stellvertretender FDP-FW-Fraktionsvorsitzender und Mitglied des LWL-Gesundheits- und Krankenhausausschusses, fachkundig moderiert.

Die Teilnehmer erhielten zunächst vom LWL-Maßregelvollzugsdezernenten Tilmann Hollweg einen Überblick über die Standorte der Maßregelvollzugskliniken in Westfalen-Lippe. Der Landschaftsverband betreibt im Auftrag des Landes Nordrhein-Westfalen Kliniken für forensische Psychiatrie im Landesteil. Anschaulich schilderte er die unterschiedlichen Krankheitsbilder der Patientinnen und Patienten. Mit den Ängsten von Bürgern, in deren Wohnumgebung eine solche Klinik gebaut wird, müsse ernsthaft umgegangen werden. Auch in der aktuellen Diskussion um neue, vom Land Nordrhein-Westfalen geplante Klinikstandorte in Lünen, Rheine und Haltern am See dürften Ängste in der Bevölkerung nicht „bekämpft“ oder gar wegdiskutiert werden. Vielmehr müsse offen über die Möglichkeiten und Grenzen der Arbeit von Ärzten und Therapeuten in der forensischen Psychiatrie informiert werden. „Der klar normierte Auftrag des Gesetzgebers, Sicherheit vor allem durch Therapie zu erreichen, ist nur mit Unterstützung der Gesellschaft möglich“, machte Tilmann Hollweg deutlich.

Eine Maßregelvollzugsklinik in privater Trägerschaft stellte anschließend Prof. Dr. Dieter Seifert, Ärztlicher Leiter der Maßregelvollzugs-Klinik der Alexianer Christophorus GmbH in Amelsbüren, vor. Hier werden 54 straffällig gewordene, intelligenzgeminderte Patienten behandelt. „Psychisch kranke Straftäter stammen aus allen Teilen unserer Gesellschaft“, so Prof. Dr. Dieter Seifert. „Unser langfristiges Ziel ist es, die Patienten auf ein Leben außerhalb der forensischen Klinik durch individuelle Therapie vorzubereiten, ohne dass sie wieder straffällig werden.“

Anschließend berichtete Martina Knaut in eindrucksvollen Worten über ihren ganz persönlichen Veränderungsprozess von einer zunächst ablehnenden Haltung gegenüber einer neuen Maßregelvollzugsklinik im Wohnort bis hin zur heutigen Akzeptanz. Die Hernerin ist im Beirat der örtlichen Maßregelvollzugs-Klinik ehrenamtlich engagiert. „Ich kann die Sorgen und Sicherheitsbedenken in der Bevölkerung verstehen. Für ein Umdenken helfen Aufklärung, Information und vertrauensvolle Gespräche.“ Die Beiratsmitglieder würden regelmäßig ausführlich über die Arbeit in der Klinik, aber auch über Wiedereingliederungsmaßnahmen von Patienten in die Bürgerschaft informiert.

Die Teilnehmer des „Westfälischen Gesprächs“ diskutierten noch bis in den Abend mit den Gastreferenten und stellten viele interessierte Rückfragen. Zahlreiche Teilnehmer lobten nachher die informative Veranstaltung und fanden, dass die diesjährige Auswahl des Themas Sicherheit im Maßregelvollzug genau zur rechten Zeit gekommen sei.

 



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