Ausstellung „Der Augenblick. Die Fotografin Annelise Kretschmer“

Dagmar Brockmann bei der Ausstellungseröffnung „Der Augenblick. Die Fotografin Annelise Kretschmer“

Am gestrigen Donnerstag, 5. Mai, wurde die Ausstellung „Der Augenblick. Die Fotografin Annelise Kretschmer“ im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster eröffnet.  In verschiedenen Kapiteln beleuchtet die Ausstellung das umfangreiche Werk der Dortmunder Künstlerin Annelise Kretschmer (1903-1987) aus über einem halben Jahrhundert Schaffenszeit. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Medienzentrum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und läuft bis zum 14. August. An der Eröffnung nahm für die FDP-FW-Fraktion Dagmar Brockmann teil.

Der Ausstellungstitel „Der Augenblick“ greift das besondere Gespür Kretschmers beim Einfangen der Emotionen ihrer Protagonisten auf. Dadurch gelangen ihr eindringliche Porträtaufnahmen, die als das herausragende Charakteristikum ihres Schaffens gelten. Auch ihre frühen Modefotografien sind eher dem Porträt verpflichtet als der Werbung. Kretschmer zeigt ihre Protagonistinnen dabei selbstbewusst und unabhängig – dem zeitgenössischen Typus der „Neuen Frau“ entsprechend.

Kretschmer führte ebenso ein modernes Leben, was vor allem durch Selbstbildnisse zur Zeit der Weimarer Republik sichtbar wird. Biographische Verweise, wie das das Leben als Alleinverdienerin in der Familie und jahrelange Besitzerin des Ateliers in Dortmund, verdeutlichen die Abgrenzung von klassischen Rollenbildern.

„Es ist vor allem auch das künstlerische Schaffen einer Frau, das bei der Ausstellung im Vordergrund steht, und mit dem Erwerb des kompletten Nachlasses in den Sammlungsbeständen des Museums einen Schwerpunkt erhält“, so LWL-Kulturdezernentin, Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. 2018 erwarb das LWL-Museum für Kunst und Kultur den Nachlass Kretschmers und pflegt mit dem Erhalt von 2.600 Fotografien als Originalvergrößerungen und mehreren Tausend Negativen seitdem eine besondere Verbindung zu der Künstlerin.

Laut Museumsdirektor Dr. Hermann Arnhold ist daraus eine umfangreiche Ausstellung mit kunsthistorischen, politischen und biografischen Aspekten entstanden, die auch für das Museum neue Aspekte bietet: „Der Erwerb des Nachlasses Kretschmers hat uns die einmalige Möglichkeit gegeben, nicht nur die Sammlung des Museums zu erweitern, sondern gleichzeitig mit der Planung dieser Ausstellung einen neuen wissenschaftlichen Schwerpunkt im Bereich der Porträtfotografie im Museum zu etablieren.“

Sich auf das Porträt konzentrierend, fotografierte Kretschmer Arbeiter und Bäuerinnen, Industrielle und Intellektuelle ebenso wie Menschen aus Dortmund und Umgebung. Neben Privatkunden und -innen und Kunden aus Kreisen der Kunst und Wirtschaft wendete sich Kretschmer nicht zuletzt ihrer eigenen Familie zu und schaffte immer wieder intime Zeugnisse ihrer vier Kinder und ihres Ehemannes Sigmund Kretschmer.

In der Ausstellung werden die Porträt-Bildnisse durch Straßenszenen und Landschaftaufnahmen ergänzt – Motive, die Kretschmer auf Streifzügen in ihrer Heimatstadt oder auf Reisen nach Nordafrika, Paris und Frankreich oder auch Hiddensee und Capri festhielt. Die Stadt- und Reisebilder zeigen, wie sich Kretschmers fotografischer Blick in weitere Richtungen entwickelte. Hier war es nicht der Mensch, der ihr vornehmliches Interesse weckte, sondern vielmehr das Abseitige, das allzu oft Übersehene, das sie künstlerisch anzog: Strukturen und Formen im Wechselspiel mit Licht und Schatten auf leeren Straßen, Hausfassaden oder verregneten Fensterscheiben. „Auffällig ist, dass Kretschmer unabhängig vom Motiv ausschließlich in Schwarz-Weiß fotografierte und keinen Bedarf an Farbe sah“, führt die Kuratorin Dr. Tanja Pirsig-Marshall aus – ein weiterer Aspekt, der neben der Porträtfotografie das künstlerische Schaffen Kretschmers auszeichnet.

Die Räume der Ausstellung geben jeweils ein Thema aus Kretschmers Leben vor. Beginnend mit Fotografien ihrer Familie und Selbstbildnissen werden Aufnahmen unter anderem aus ihrem Fotoatelier gezeigt. Dabei werden sowohl Motive von Kindern, Modebilder, Bilder aus der NS-Zeit, Berufsgruppen und Personen aus der Kunstwelt thematisch aufgearbeitet. Eigens für die Ausstellung geführte Zeitzeugen-Interviews waren bei der Planung und thematischen Festsetzung der Themen relevant.

 



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