Kulturpolitiker informieren sich in Brandenburg an der Havel

Im Industriemuseum Brandenburg

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe betreibt an acht Standorten Industriemuseen. Jetzt haben sich die Mitglieder des FDP-FW-Fraktionsarbeitskreises Kultur im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) um Arbeitskreisleiter Alexander Arens und den Fraktionsvorsitzenden Arne Hermann Stopsack im Rahmen einer Klausurtagung umgesehen, wie andere mit ihren Industrie- und Landesmuseen verfahren. Dazu reisten sie, ganz nachhaltig mit der Deutschen Bahn, nach Brandenburg an der Havel.

Im ersten Teil der Klausurtagung besuchten die Politiker das „Industriemuseum Brandenburg an der Havel“. Dort erfuhren sie im Gespräch mit dem Museumsleiter Marius Krohn, dass die Metallverarbeitung und Stahlproduktion dort eine lange Tradition und Geschichte hatten. Von 1914 an wurde im Stahl- und Walzwerk in 12 Siemens-Martin-Öfen Stahl gekocht. Zu DDR-Zeiten war es das größte Stahlwerk des Landes; noch bis 1993 wurde dort produziert. Heute beherbergt das vormals gigantische, heute stillgelegte Werk u.a. ein Industriemuseum.

Nach der Wende war das Werk unrentabel, da inzwischen andere Stahlherstellungsverfahren sich durchsetzen. Es ist ehemaligen Stahl- und Walzwerkern zu verdanken, dass es im Jahr 1994 nicht komplett abgerissen wurde, sondern als Industriemuseum erhalten blieb. Seit 2000 ist der Förderverein Stahlmuseum Brandenburg an der Havel e.V. Träger des Museums. An den seinerzeitigen Sanierungskosten beteiligte sich der Bund und es flossen zusätzlich europäische Gelder. Aktuell erfährt das Museum neben anderen Geldgebern auch Unterstützung von der Stadt Brandenburg und vom Land. Auf dem Gelände sind inzwischen andere Betriebe angesiedelt, u. a. ein großes Recycling-Unternehmen.

Museumsdirektor Krohn stellte den Politikern aus Westfalen-Lippe sein Zukunftskonzept für das Museum vor. Das Gros der Besucher kommt von außerhalb. Besonders wichtig ist ihm auch die pädagogische Begleitung von Schulklassen. Sie machen ca. 10 Prozent der Besucher aus. Mit Kittel und Helm bekleidet können Schülerinnen und Schüler die Gießhalle, Ofenhalle und den Unterofenbereich erkunden. Im Steuerstand des Siemens-Martin-Ofens erfahren sie, was alles anhand der Messgeräte überprüft werden konnte und wie die Steuerung des Siemens-Martin-Ofens funktionierte. Industriekultur zum Anfassen!

Die beschränkten Mittel geben es leider nicht her, dass beispielsweise zusätzlich die Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte möglich wäre, was Museumsdirektor Krohn sehr bedauert. Das Arbeiten mit einem schmalen Etat erfordert Improvisationstalent, das irgendwann an Grenzen stößt.

Wichtig ist ihm, das Museum mit Leben zu füllen. Viele Angebote lassen sich auf der großen Fläche verwirklichen, darunter unter anderem: Weihnachts- und Nachtflohmärkte, Diskothekenbesuch, Oldtimertreffen, Hochzeiten und Gottesdienste, Skateboard-Events und schon einige Male diente dieses imposante Museum als Filmkulisse.

Viele Mitarbeiter des Museums sind ehemalige Stahl- und Walzwerker und ermöglichen den Museumsbesuchern aus erster Hand einen lebendigen Einblick in die Arbeits- und Lebensbedingungen der Werktätigen. Kräne, Loks und alte Werkzeuge warten darauf ausprobiert zu werden, im separaten Museumsgebäude dokumentieren Ausstellungen und Filmvorführungen die hundertjährige Geschichte des Stahlstandortes Brandenburg. Krohn stellte noch einmal deutlich heraus, wie wichtig das Industriemuseum für die Stadt Brandenburg ist, da viele Touristen allein wegen eines Museumsbesuchs anreisen.

Der zweite Themenschwerpunkt der Klausurtagung war der Besuch des Archäologischen Landesmuseums Brandenburg. Im Gespräch mit dem Brandenburger Archäologen Wolfgang Niemeyer erfuhren die Politiker mehr zur archäologischen Feldarbeit und der Zusammenarbeit zwischen Archäologen und Archäologinnen und dem Landesamt für Denkmalpflege sowie dem Landesmuseum.

Thematisch wurden auch die Dauerausstellung sowie die Klostergeschichte des Pauliklosters vorgestellt und erläutert. Die Dauerausstellung im Museum präsentiert mit etwa 10 000 ausgewählten Exponaten einen faszinierenden Überblick der über 130 000-jährigen Kulturgeschichte Brandenburgs. Auf rund 2000 m² Fläche wird der Besucher durch 9 Räume geführt, beginnend mit der Steinzeit, über die Bronze- und die Eisenzeit, von der Völkerwanderungszeit zu den Slawen und durch das Mittelalter in die Neuzeit. Auffällig war, dass einige vor Ort ausgegrabene Fundstücke leider nicht im Original anzuschauen waren, weil diese sich als Beutekunst aus dem Zweiten Weltkrieg noch immer in russischen Museen befinden.

Verglichen mit dem LWL-Museum in Herne, das eine ähnliche Funktion für Westfalen übernimmt, fielen die unterschiedliche Inszenierung der Themen und die grundverschiedenen Baulichkeiten auf. Während man in Herne über einen relativ modernen Museumsbau verfügt, müssen sich die Brandenburger mit der historischen Bausubstanz eines ehemaligen Klosters arrangieren – was natürlich auch einen eigenen Charme besitzt.

„Für uns als FDP-FW-Fraktion ist es wichtig, über den Tellerrand zu blicken und konkret zu sehen, wie in anderen Regionen Industrie- oder Archäologiemuseen gestaltet und bespielt werden. In der Fraktion wollen wir nun die Erkenntnisse ordnen und schauen, welche Impulse wir für unsere Arbeit im Landschaftsverband Westfalen-Lippe daraus entwickeln können“, so Alexander Arens.

 

 

 



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