Preußen auf See: Auf schwankenden Planken

Die neue Sonderausstellung „Preußen auf See“ im LWL-Preußenmuseum in Minden wurde am 16. November von Kai Abruszat als stellv. Vorsitzenden der Landschaftsversammlung eröffnet. Anschließend gab Dr. Jürgen Luh von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten im Gespräch mit der LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger vertiefende Einblicke in die komplexen Beziehungen zwischen Preußen und dem Meer

Die Ausstellung lädt dazu ein, die preußische Seefahrtsgeschichte zu erkunden. Die Ausstellung nähert sich diesem Thema sowohl aus globaler als auch aus ganz persönlicher Perspektive und erzählt beinah vergessene maritime Geschichten.

 

Im Untertitel „Auf schwankenden Planken“ spiegelt sich ein Grundmotiv der preußischen Seefahrtsgeschichte: das wiederholte Bemühen des brandenburgisch-preußischen Staates, seine Ambitionen zur See mit meist unzureichenden eigenen Ressourcen zu verwirklichen. Erfolge schwankten, Höchstleistungen wechselten sich ab mit Verlusten, Romantik und Tragik lagen nah beieinander. Die zirka 500 Quadratmeter große Ausstellung erzählt vom Meer als Ort der Sehnsucht und der Bedrohung, der doch stets einen besonderen Reiz auf die Menschen ausübte.

 

Zu sehen sind neben Gebrauchs- und Kunstgegenständen des 17. bis 20. Jahrhunderts auch außergewöhnliche Exponate aus dem Nachlass des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. und Leihgaben der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten Potsdam, des Ostpreußischen Landesmuseum Lüneburg, des Kieler Stadt und- Schifffahrtsmuseums sowie des Deutschen Schifffahrtsmuseums Bremerhaven.

 

Die Ausstellung erzählt den Weg Preußens auf die See in vier Episoden: „Aufbrechen und An-landen“ beschreibt drei Expeditionen, in denen preußische Seefahrer auf den afrikanischen und asiatischen Kontinent sowie in die Antarktis aufbrachen. Der Raum „Macht und Geltungsdrang“ zeigt die Inszenierung als Seemacht, die mit den realen Machtverhältnissen lange Zeit wenig zu tun hatte. Im Raum „Mit und vom Meer leben“ schlägt die Ausstellung den Bogen von der technischen Entwicklung des Schiffsbaus bis zur Fischereiwirtschaft in Ostpreußen. In allen Bereichen wird deutlich, dass die Seefahrt kein durchweg von Männern dominiertes Feld war. Die Ausstellung endet schließlich mit dem Raum „Abenteuer Meer“, in dem die Aspekte des zunehmenden Schiffstourismus, maritimen Sports und des Alltags an Bord präsentiert werden.

 

Das Projekt wird von der LWL-Kulturstiftung im Rahmen des Programms „POWR! Postkoloniales Westfalen-Lippe“ gefördert. „Wir freuen uns sehr, dass sich auch das LWL-Preußenmuseum Minden an diesem Förderschwerpunkt mit der Ausstellung beteiligt und für das Thema Kolonialismus auch in dieser Ausstellung sensibilisiert“, so Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger und Vorstandsmitglied der LWL-Kulturstiftung. Die Ausstellung biete eine Vielzahl weiterer Erzählstränge, erzähle Geschichten von Menschen, die aus Preußen in die Welt aufgebrochen seien, folge den Spuren von Forschungsexpeditionen, militärischen Manövern, Fischern und ihren Familien, Auswandernden und Reiselustigen teilweise bis in die Gegenwart.

 

Die Ausstellung sei nicht nur eine Reflexion vergangener Ereignisse, sondern auch eine zeit-gemäße Antwort auf aktuelle Themen und Debatten, die die Gesellschaft und die Welt insgesamt prägten. Sie zeige, wie die Vergangenheit mit der Gegenwart verknüpft sei und wie Kulturinstitutionen und Angebote der Kulturellen Bildung einen Beitrag zum Verständnis unserer Geschichte leisten könnten.

„Wir möchten als Museum ein Ort für gesellschaftliche Diskurse und politische Auseinandersetzung sein und die altehrwürdige Institution Museum ordentlich entstauben. Umso mehr freuen wir uns, wie intensiv unsere partizipativen Möglichkeiten genutzt werden, etwa die vielen hundert ‚Fußnoten‘, die uns Besuchende als Kommentare zur letzten Ausstellung ‚Preußen und Kolonialismus‘ hinterlassen haben“, berichtete Museumsleiterin Dr. Sylvia Necker „Wir hoffen, dass unser Partizipationsangebot auch in dieser Ausstellung wieder so intensiv genutzt wird und freuen uns dementsprechend auf zahllose Seewettermeldungen und Bordkalendereinträge.“



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