Picasso und Kirchner begegnen sich im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster

Vom rauschenden Leben der Großstadt über die Intimität des Ateliers bis hin zur Stille der Berge: In der letzten Woche eröffnete im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster die Ausstellung „Kirchner. Picasso“. Die Ausstellung läuft bis zum 18. Januar 2026 und ist in Kooperation mit dem Kirchner Museum Davos entstanden. Die Ausstellung widmet sich erstmals umfassend der Zusammenschau dieser zwei einzigartigen Künstler und ihren überraschenden Parallelen.

An der sehr gut besuchten Vernissage nahmen von der FDP-FW-Fraktion Vorsitzender Arne Hermann Stopsack und Maximilian Kemler als Münsteraner Mitglied der Landschaftsversammlung sowie Landesrat Urs Frigger teil.

„Die Ausstellung ‚Kirchner. Picasso‘ stellt zwei der einflussreichsten Künstler der klassischen Moderne in einen spannungsvollen Dialog“, erklärt der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Dr. Georg Lunemann. „Beide haben mit ihren Gemälden sowie ihrem grafischen und skulpturalen Werk Kunstgeschichte geschrieben – und dabei ein Bild vom Menschen, insbesondere von Frauen, entworfen, das wir heute neu betrachten. Denn als öffentliche Kulturinstitutionen tragen Museen Verantwortung: für die Vermittlung von Kunst, aber auch für die Vermittlung der zeitlichen Kontexte, in denen die Kunstwerke entstanden sind.“

Am Anfang des 20. Jahrhunderts sind Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938) und Pablo Picasso (1881-1973) Zeitzeugen einer neuen Epoche und erzählen in ihren Werken von Aufbruch, Krisen und Leidenschaft. Geboren wurden sie im Abstand von nur einem Jahr im bayrischen Aschaffenburg und in der spanischen Hafenstadt Málaga. Obwohl sie sich nie persönlich begegneten, näherten sie sich in ihren Bildwelten und Stilen an. Das ist Thema der Ausstellung, die die beiden Künstler vergleichend betrachtet. Dafür werden zu Beginn die Künstlerbiografien Kirchners und Picassos vorgestellt und die Künstler, ihre Motive und das Zeitgeschehen miteinander verknüpft.

Picassos Einfluss auf den Kubismus und andere Kunststile wie auch Kirchners Rolle bei der Gründung der Künstlergemeinschaft „Brücke“ machen beide zu bedeutenden Vertretern der Moderne. Gemein ist ihnen ihre Freude an Innovation, ihre künstlerische Selbstinszenierung sowie die Wahl ihrer Bildmotive. Neben der Unterhaltungskultur und dem Porträt ist die Wiedergabe weiblicher Akte ein wichtiges Bildthema der beiden Künstler. Auch die Darstellung von Frauen und die Arbeit mit teils minderjährigen Modellen erfordern eine zeitgemäße Betrachtung beider Künstler, der das LWL-Museum für Kunst und Kultur nachkommt.

„Die Ausstellung weitet in der Gegenüberstellung der Arbeiten von Picasso und Kirchner den Blick und befasst sich im Kern mit der bislang von der Kunstgeschichte vernachlässigten Frage nach Verbindungen und Unterschieden im Werk dieser beiden großen Künstler“, betont Dr. Hermann Arnhold, Direktor des LWL-Museums für Kunst und Kultur. „Die Befragung ihrer Bilder, Zeichnungen und Skulpturen gibt Aufschluss über die künstlerische Entwicklung Picassos und Kirchners, die die Kunst des 20. Jahrhunderts geprägt hat. Zahlreiche hochkarätige Hauptwerke aus ihrem Oeuvre sind dank der großzügigen Unterstützung der Stiftung Kunst hoch drei in der Ausstellung in Münster zu sehen.“

Dies wird ermöglicht durch sechs Ausstellungsräume mit thematischen Schwerpunkten, die die Künstler, ihre Modelle und die verschiedenen Bildthemen beleuchten. Dazu zählen neben der Großstadt mit ihren Licht- und Schattenseiten auch das Motiv der Badenden als Symbol für Unbeschwertheit und Lebensgenuss. Aber auch die Porträts weiblicher Modelle spielen eine wichtige Rolle. Daneben werden auch die Künstlerateliers selbst als Orte des Zusammenkommens, Experimentierens und des Austausches betrachtet.
100 Werke aus bedeutenden europäischen Museen zeigen anhand dieser Motive Gemeinsamkeiten und Gegensätze der beiden Künstler auf. Für die Ausstellung hat die Kuratorin Anna Luisa Walter ein Atelier und ein Varieté nachbauen lassen, damit Besuchende in die Lebenswelten und in die Arbeitsweise der Künstler eintauchen können.

Neben den Parallelen in ihren Arbeiten weisen gerade die Lebenswege der beiden Künstler Unterschiede auf. Dies wirkt sich wiederum auf die Ausstellung aus. Kirchners Suizid im Jahr 1938 hat sein Schaffen vorzeitig beendet. Da Picasso hingegen noch bis 1973 weiterlebte, sind von diesem weit mehr Werke erhalten geblieben und bekannt.

Viele von Kirchners Werken befinden sich heute im Kirchner Museum Davos und wurden für die Ausstellung an das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster verliehen. Fachliche Unterstützung hat das LWL-Museum für Kunst und Kultur vom Direktor des Kunstmuseums Pablo Picasso Münster, Prof. Dr. Markus Müller, erhalten. Dieser hat den ersten Raum der Ausstellung „Kirchner. Picasso“ zu der künstlerischen Avantgarde in Deutschland und Frankreich kuratiert. Das Kunstmuseum Pablo Picasso Münster feiert dieses Jahr sein 25-jähriges Bestehen und zeigt anlässlich des Jubiläums in einer Ausstellung mehr als 100 Porträtfotografien zu Picasso und der Pariser Moderne.

Die Sonderausstellung findet in Kooperation mit dem Kirchner Museum Davos statt, das in seiner Ausstellung (15.2. – 3.5.26) einen Fokus auf den Werdegang der Künstler legt.
Mit „Kirchner. Picasso“ präsentieren und ermöglichen das Kirchner Museum Davos und das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster in einer Kooperation erstmals in diesem Umfang die Begegnung der Kunst zweier bedeutender Künstler der Moderne und erfüllen damit post-hum einen großen Wunsch Kirchners. Dieser hat sich bereits zu seinen Lebzeiten eine Ausstellung gewünscht, die ihn und Picasso zeigt und gegenüberstellt.

Gefördert wir die Ausstellung von der LWL-Kulturstiftung, der Stiftung Kunst³, der Stiftung der Sparkasse Münsterland Ost und der Ernst von Siemens Kunststiftung.



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